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Maislinger Herbert - Rückblick

Herbert Maislinger

                                                Menschen standen immer im MittelpunktMaislinger Herbert

Maislingers Hauptanliegen waren die Verbesserung des Verhältnisses Bürgermeister-Amtsleiter und die Weiterbildung.

Der "oberste Amtsleiter Österreichs" zieht sich in den Ruhestand zurück. Er blickt auf 30 Jahre als Amtsleiter und sechs Jahre als Bundesobmann des Fachverbands für leitende Gemeindebedienstete und Amtsleiter zurück. Mit Kommunalnet spricht Herbert Maislinger über Erreichtes, die Herausforderungen der Zukunft und welche Projekte sein Nachfolger anpacken wird.

 

Als jemand, der Verstand und Herz bei den Gemeinden ist, könnte man Herbert Maislinger charakterisieren. 1948 als zweiter Sohn von sechs Kindern geboren, war ihm der Beruf schon in die Wiege gelegt, denn schon sein Vater war über 30 Jahre Amtsleiter in Mattsee und sein Bruder ist dort seit 1984 Bürgermeister. 1968 begann er seinen Dienst in der Gemeinde Seekirchen am Wallersee als Mitarbeiter. Von der Tätigkeit als Bauamtsleiter (1974), Amtsleiter (1978) und schließlich Stadtamtsdirektor (2000) verfügt Maislinger über einen reichen Erfahrungsschatz in der Gemeinde-Verwaltung.

An die Kraft der Bündelung von Interessen und das Nutzen gegenseitiger Potenziale glaubte Maislinger schon früh in seiner Karriere. Er war Gründungsmitglied des Landesfachverbands

der Amtsleiter in Salzburg. 1997 entwickelte er diese Idee auch mit sechs anderen Landesverbänden zum Bundesverband weiter. Seit 2005 leitet Herbert Maislinger als Bundesobmann der leitenden Gemeindebediensteten und Amtsleiter (FLGÖ) die Geschicke des Verbands. Schon davor war er innovativer Geist bekannt, denn 1998 erhielt die Gemeinde für die Modernisierungen in der Verwaltung den "Speyrerpreis" und den Europäischen Dorferneuerungspreis. Mitte des Jahres wird offiziell ein neuer FLGÖ-Obmann gewählt, bis dahin übernimmt sein Stellvertreter Amtsleiter Franz Haugensteiner die Amtsgeschäfte.

Herr Maislinger, wie war das 2005, als Sie das Amt des Obmanns des FLGÖ 2005 übernommen haben?

Ich habe damals eigentlich alle Ämter zurückgelegt, doch dieses konnte ich nicht ablehnen, da ich wusste, dass hier eine unglaublich reizvolle Aufgabe auf mich wartet. Gerade im Bereich der Gemeindeverwaltung hat sich in den letzten Jahrzehnten so viel verändert, dass zu Beginn dieser Amtszeit für mich die Modernisierung der Gemeinderverwaltung im Mittelpunkt stand. Der Beruf des Amtsleiters hat sich von einer reinen Verwaltungs- zu einer Managementaufgabe gewandelt. Daran musste auch die Aus- und Weiterbildung angepasst werden. Bürgernähe auch in der Verwaltung, oder die Gemeinde als modernes Dienstleistungsunternehmen rückten ins Zentrum dieses Aufgabenbereichs. Mein großes Ziel war, die Schlüsselposition des Amtsleiters für die modernen Anforderungen zu rüsten, denn eine Gemeinde kann nur gut funktionieren, wenn das Verhältnis zwischen Amtsleiter und Bürgermeister, sowie zwischen Amtsleiter und den Bürgern passt. Die Beziehungen der Menschen standen für mich immer im Vordergrund.

Worauf sind Sie rückblickend stolz?

Ich bin stolz darauf, dass ich in Seekirchen, wo ich Amtsleiter war, zeigen konnte, dass alles, was ich "geprädigt" habe, auch in der Realität funktionieren kann. Wir haben in der Gemeinde alle Ausschüsse abgeschafft, und diese durch Projektgruppen, die mit einer Person jeder Partei, fünf Bürgern und einem Vertreter der Verwaltung besetzt waren, ersetzt. Dadurch gelang es einerseits, dass die Parteilichkeit, die in den Ausschüssen oft ein Hindernis darstellt, in den Hintergrund rückte und andererseits konnten so, viele Projekte angepackt und gemeinsam realisiert werden.

Wenn ich nach Deutschland blicke, wo durch diese späte Bürgerbefragung über Stuttgart 21 erst klar wurde, dass doch eine Mehrheit für dieses Projekt ist, dann denke ich, dass durch ähnliche Projekte, wie wir es durchgeführt haben, solche Aufstände und Demonstrationen vermeidbar gewesen wären. Die Gemeinde hat damals an einem Strang gezogen, es ist eine Kultur der Kommunikation und der Qualität in der Arbeit entstanden, die vorher nicht gegeben war. Heutzutage gibt es eine große Gruppe derer, die eine stille Mehrheit darstellen. Man muss es in der Gemeinde schaffen, dass diese ihre Wünsche äußert und dass diese ernst genommen werden. Grundsätzlich sollte jedoch trotzdem die Politik die endgültigen Entscheidungen treffen, wie dies auch bei uns in der Gemeinde war.

Um diesen Sprung von einer reinen Verwaltungsaufgabe hin zu einer Managementposition zu schaffen, war mir die Weiterbildung immer ein wichtiges Anliegen. Wenn beispielsweise Amtsleiter zu mir gekommen sind, und gesagt haben, dass sie keine Zeit für Weiterbildung haben, dann habe ich meist geantwortet, dass sie gerade in diesen Kurse lernen, Aufgaben richtig zu delegieren.

Was war Ihnen in Ihrer Amtszeit ein wichtiges Anliegen?

Wichtig war mir, dass das Verhältnis zwischen Bürgermeistern und Amtsleitern sich verbessert und klarere Rollenzuteilungen bekommt. Neben einem funktionierenden Netzwerk unter den Amtsleitern ist es vor allem wichtig, dass jeder innerhalb der Gemeinde weiß, was die Aufgaben sind. Während der Bürgermeister rechtliche und politische Verantwortung trägt, trägt der Amtsleiter die Verantwortung nach Innen. Ich rate Amtsleitern bei einem politischen Wechsel an der Spitze auch immer, gleich von Beginn an zusammen mit dem neuen Bürgermeister die Rollen klar festzulegen. Das ist ein großer Schritt zu einer guten, erfolgreichen Administration. Man muss jedoch auch bereit sein, diese Management-Aufgaben zu lernen. Wer hat beispielsweise vor 20 Jahren an Netzwerke oder Mediation gedacht? Gerade Weiterbildungskurse geben die Möglichkeit auf dem aktuellen Stand zu bleiben und sich den stetig steigenden Herausforderungen gewachsen zu fühlen.

Das Endziel jeder Gemeinde muss ja schlussendlich ein Mehr an Lebensqualität sein und dafür braucht es vor allem auch eine funktionierende Verwaltung und gute Beziehungen zwischen den Menschen.

Wie werden Sie jetzt Ihre Pension genießen?

In meinem Job als Amtsleiter bin ich ja schon 2008 in Pension gegangen und ich wollte, dass auch diesen Vorsitz jemand junger übernimmt, der noch mitten im Leben steht. Dafür ist mein Stellvertreter Franz Haugensteiner genau der Richtige. Im Netzwerk Bildung, das mir stets auch ein großes Anliegen war, möchte ich jedoch noch mein letztes Projekt, die Etablierung eines Seminars für psychosoziale Kompetenz, fertig stellen. Dieses Seminar ist quasi die Erfüllung der Dinge, für die ich immer gekämpft habe, denn man braucht nicht nur das Know How für diesen Job, sondern auch die nötige soziale Kompetenz. Psychosoziale Kompetenz bedeutet, dass man sowohl kooperieren kann, als auch die Fähigkeit hat, Beziehungen positiv zu gestalten, sodass es einem selbst, aber auch den Mitmenschen, besser geht. Ein gutes Verhältnis zwischen Bürgermeister und Amtsleiter hilft der Gemeinde ebenso, wie ein schlechtes ihr schaden kann. Beide Führungspositionen sollen sich durch das Seminar angesprochen fühlen. Hier werde ich, zusammen mit anderen hochrangigen Experten die Inhalte ausarbeiten.

Aber auch neben diesem Herzensanliegen, versuche ich auch für mich etwas Gutes zu tun. Jetzt, wo ich die Zeit dazu habe, möchte ich Körper, Geist und Seele stärken. Das heißt ich mache viel Sport, meditiere, mache Yoga, nehme mir viel Zeit für meine Familie und ich habe ein Studium angefangen, das mich schon lange interessiert hat - nämlich Philosophie. Ich bin froh, dass ein aktiver, jüngerer Amtsleiter diese Aufgabe als Obmann der FLGÖ übernehmen wird. Einer seiner Themenschwerpunkte wird die Weiterentwicklung der IT-Services sein.

 

Veröffentlicht: 29. Dezember 2011

Autor: Carina Rumpold/Kommunalnet